Sonntag, 26. August 2007

Existing Home Sales

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:-7
Relevanz:6

Ein weiterer Rückgang der Verkäufe existierender Häuser ist meiner Meinung nach wahrscheinlich, jedoch nicht besonders ausschlaggebend.
Wichtiger scheint mir, ob der Durchschnittspreis verkaufter Häuser im Juli erneut zugenommen hat.
Dies wäre ein Indiz dafür, dass zunehmend auch höhere Vermögens/Einkommens-Schichten der US-Bevölkerung in einer Finanzierungsschieflage steckt, bzw. auf die Liquidation der Vermögenswerte angewiesen ist.

Es besteht für mich weiterhin kaum Zweifel daran, dass der Einbruch im US-Immobilienmarkt noch keinen Boden gefunden hat.

Insofern sehe ich in diesen - und kommende Woche zusätzlich anstehenden - Zahlen auch den Grund, weshalb ich mich mit der Auflösung meiner Shortposition sehr schwer tue.

Liquidity: Minsky-Moment

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:-9
Relevanz:8

Rückblickend auf die letzten Jahrzehnte konnten sämtliche negativen Einflussfaktoren - nicht einmal die Schocks von 1998 und 2001 - dem langfristigen Aufwärtstrend der US-Börsen (in USDollar bewertet) nichts anhaben.
Das wachsende Vertrauen der Marktteilnehmer in die schützende Hand der Zentralbanken, hat zu einem historisch einmaligen Rückgang der Risikoaversion geführt. Der Grad an Verschuldung und 'Leveraging' hat in der selben Zeit entsprechende Höchststände erreicht.
Fehlende Regulierungs- und Selbstschutzmechanismen haben zusätzlich dazu beigetragen, dass sich breite Teile der US-Bevölkerung immens verschuldeten, basierend auf der Erwartung endlos ansteigender Vermögensanlagebewertungen.

Die Charakterisik des gegenwärtigen 'Minsky-Moments' hat sich anfänglich durch das Implodieren des Hypothekenmarkts geäussert, welcher im folgenden zu ansteigenden Spreads zwischen Zinsen hoch- und minderwertiger Schuldbonität geführt hat.

Zur Zeit findet die Neubewertung von Risiken vornehmlich in den Märkten für Leveraged Buy-Outs (LBO) und Unternehmensanleihen statt. Ein nahes Ende dieser Korrekturphase ist - trotz helfender Hand der US-Notenbank - nicht in Sicht.

Hyman Minsky unterschied in seinen Ausführungen zwischen drei Kategorien von Schuldnern.

1) Gesunde Schuldner, welche Ihre Schuldzinsen und die effektive Schuldrückzahlung durch den eigenen Cashflow entgelten können
2) Spekulative Schuldner, welche lediglich die regelmässigen Schuldzinsen durch den eigenen Cashflow decken können. Diese sind im weiteren auf liquide Kapitalmärkte angewiesen, um am Ende der Laufzeit die Schulden durch einen 'Roll-Over' refinanzieren zu können.
3) 'Ponzi-Borrowers' welche weder die Schuldzinsen noch die effektive Schuldrückzahlung gewährleisten können. Solche Schuldner niedrigster Bonität sind auf ständig steigende Preise der fremdfinanzierten Anlagen angewiesen, um den wachsenden Schuldenberg refinanzieren zu können.

Ein Grossteil der US-Hypothekennehmer ('Ponzi-Borrowers') scheint - angesichts sinkender Immobilienpreise und steigender Hypothekarzinsen - bereits das Zeitliche gesegnet zu haben. Es muss davon ausgegangen werden, dass dieser Säuberungsprozess noch keinen Boden gefunden hat.
Durch die rasant steigende Kreditausfallsquote sind entsprechend zahlreiche Gläubiger in Schieflage geraten, welche ihrerseits wiederum Schuldner bei übergeordneten Kreditgeber höherer Bonität sind.
In diesem Kontext ist zu erwähnen, dass bereits die meisten kleineren und mittleren Gläubiger der 'Ponzi-Borrowers' aus dem Markt geschieden sind. Grosse Fremdfinanzierer wie Countrywide kämpfen derzeit noch mit dem Überleben.

Parallel dazu führen die Ausfälle zu weiteren Kettenreaktionen, da Gläubiger wie Countrywide auch gleichzeitig Schuldner bei Kreditgebern hoher Bonität sind.

Was wir zur Zeit sehen, ist eine Verknappung der Liquidität aufgrund zunehmend wachsenden Misstrauens.
Es ist noch nicht absehbar, inwieweit diese Kreditausfälle an der Bonität qualitativ hochwertiger Unternehmen/Geldgebern kratzen werden.


Ich rechne in hohem Masse mit einer weiteren Verschärfung der Kreditkrise und einer schmerzhaften Schuldendeflation.
Als Konsequenz dieser Erwartungshaltung rechne ich mit heftigen Zinssenkungsschritten bis zum Ende dieses Jahres, bevor es zu einer nachhaltigen Beruhigung der Situation an den Finanzmärkten kommen kann.

Es ist für mich im weiteren nicht auszuschliessen, dass die US-Notenbank an Glaubwürdigkeit verliert, bzw. das Vertrauen in die Bonität der Vereinigten Staaten auf tönernen Füssen steht. Ich würde selbst einen Staatsbankrott der USA nicht gänzlich ausschliessen.

Technik: Sinkende innere Stärke

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:-8
Relevanz:2

Die seit dem 17. August anhaltende Aufwärtsbewegung ist mittlerweile relativ stark ausgereizt. Im kurzfristigen Kontext ist zudem erkennbar, dass die Handelsumsätze relativ zu den effektiven Notierungen stark negativ divergieren, was für eine Abnahme der inneren Stärke des kurzfristigen Aufwärtstrends spricht.

Ich rechne relativ stark damit, dass nächste Woche der aufwärts gerichtete Keil bei stark anziehendem Handelsaufkommen und rückkehrender Volatilität nach unten durchbrochen wird. Eine Beschleunigung des Aufwärtstrends zu Beginn nächster Woche ist zwar nicht auszuschliessen, jedoch aus meiner Sicht ziemlich unwahrscheinlich.

Corporate: Earningseason abgeschlossen

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:-2
Relevanz:1

Unternehmensseitig ist das wesentliche inzwischen gegessen. Nächste Woche anstehende Zahlen werden kaum marktbestimmend sein. Abgesehen davon könnten eventuell die Zahlen von Dell, DaimlerChrysler oder Vivendi gewisse Impulse liefern, welche jedoch vernachlässigbar sein dürften für die Märkte insgesamt.

Macro: Zunehmend Anzeichen eines Subprime-Spillovers

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:-1
Relevanz:3

Nachfrageseitig scheint sich die US-Wirtschaft nachwievor stabil zu entwickeln. Insofern bestätigen die harten Fakten den einigermassen positiven Ausblick der Fed, welche (noch) von einem moderaten Wachstumspfad spricht.

In jüngster Zeit müssen jedoch seitens Konsum erste deutliche Warnsignale festgestellt werden. Speziell das Vertrauen der US-Konsumenten hat sich während den letzten 1-2 Monate - verursacht durch die offenkundigen Probleme an den Finanz- und Kreditmärkten - drastisch verschlechtert.
Auch am Arbeitsmarkt sind erste Schwächen festzustellen.

Auf Sicht der anstehenden Wochen und Monate rechne ich mit einer deutlichen Abschwächung der Nachfrageseite, die in zunehmenden Masse den Druck auf die Aktienmärkte - und folglich auf die Fed - erhöhen dürfte.

Ingesamt sind die bis jetzt feststellbaren Messgrössen jedoch noch zuwenig deutlich und aussagekräftig, um von dieser Seite grösseren Einfluss auf die Aktienmärkte auszuüben.

Fed: Weniger Repos & Zinssenkung im September eskomptiert

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:5
Relevanz:2

Seit der Diskontsatzsenkung der US-Notenbank vom 17. August, wurden weitere substanzielle Eingriffe in den Geldmarkt durch temporäre und permanente Offenmarkt-Transaktionen durchgeführt.

Angesichts einer weiterhin stabilen Realwirtschaft und Inflationsraten am oberen Ende des nachhaltig Erträglichen, wäre eine allfällige Zinssenkung im September nicht gerechtfertigt.

Dennoch wird von den Finanzmärkten eine Senkung der Fed-Fund-Rate um 50 Basispunkte erwartet. Die Marktteilnehmer sind sich sicher, dass die US-Zentralbank auch in dieser Krise keine grösseren Bereinigungen zulassen wird, sondern präventiv Liquidität zur Verfügung stellt.

Angesichts der aktuellen Notierungen an den Finanzmärkten und den Realwirtschaftlichen Kennzahlen, ist mit einer Zinssenkung von 25-50 Basispunkten anlässlich des regulären Meetings Mitte September zu erwarten.

Sentiment: Hoffnung auf den Greenspan-Put

Einfluss-Beurteilung
Faktorwert:4
Relevanz:3
Seit dem Tiefstand kurz vor der US-Diskontsatzsenkung konnten sich die hoffnungsvollen "Buy-On-Dips"-Anleger weitestgehend ungestört an steigenden Kursen erfreuen.

Vordergründig erhält man tatsächlich den Eindruck, als liessen sich die Wogen durch den Greenspan-Put glätten. Eine nicht zu vernachlässigende - offenbar zuletzt bestimmende - Marktteilnehmerschaft ist der Meinung, dass die Fed die notwendigen Schritte tun kann/wird, welche zu einer Normalisierung an den Kreditmärkten führen.

Die Handelsumsätze der letzten Woche lassen mich stark bezweifeln, dass die jüngsten Aufhellungen im Sentiment stark fundamentiert sind.
Zuversicht ist zwar durchaus vorhanden. Man - bzw. ich - wird jedoch das Gefühl nicht los, dass die Marktstimmung extrem fragil und anfällig auf Exogene-Störfaktoren zu sein scheint.