Samstag, 1. März 2008

Kein Ende mit Schrecken

Obwohl die Kreditmärkte in den vergangenen Wochen – gemessen an den Zinsspreads - massiv zusätzliche Risikoaversion aufgebaut haben, scheint sich an den Finanzmärkten eine gewisse Resistenz gegenüber den täglichen Hiobsbotschaften aufzubauen. Fast könnte man meinen, dass die zuletzt fast ausschliesslich negative Erwartungshaltung der Marktteilnehmer, langsam aber sicher einer hoffnungsvollen Ambivalenz weicht, welche durchaus empfänglich für positive Impulse wäre. Dies zeigt sich unter anderem durch rückläufiges Handelsaufkommen und abnehmende Volatilität, zeugend von einer weit verbreitet abwartenden Haltung.
Unabhängig von der kaum vorhandenen Realisierbarkeit staatlich garantierter Kreditausfallssicherheit, konnten die konzertierten Aktivitäten rund um MBIA & Co. den Kreditmärkten kurzzeitig eine gewisse Glättung der Wogen verleihen. Es roch gegen Ende des vergangenen Monats sogar kurzzeitig nach einer kleinen positiven Trendumkehr, die jedoch umgehend durch ernüchternde Inflations- und Housing-Zahlen ausnivelliert wurde.
Schon in diesen Tagen scheint man feststellen, dass die Bestrebungen der planwirtschaftlichen Kräfte in den Vereinigten Staaten zu kurz greifen und die gewünschte Marktstabilisierung nicht erzwingen können. Entsprechend hat sich speziell in der letzten Februarwoche der geldpolitisch motivierte Druck auf den US-Dollar erhöht.

[Graphik]

Kreditrefinanzierung am Ende

Offensichtlich scheint sich die Obhut allen Geldes herzlich wenig um die Nachhaltigkeit der Gesundung zu kümmern. Notenbanken bekämpfen die schmerzende Kreditschieflage mit den selben Mitteln, mit denen sie die selbige nach dem Platzen der New-Economy-Blase verursacht haben.
Selbst um weitere 200 Basispunkte sinkende Leitzinsen würden die Refinanzierbarkeit und Last des Schuldenberges zwar erleichtern, aber marktseitig nur temporär den weiteren Verlauf der Bonitätserosion bremsen, da das günstige Geld unzureichend die Not leidenden Kreditnehmer erreicht. An den maroden Strukturen der Kreditpyramide verbessert sich nichts, solange die Bestrebungen der staatlichen Institutionen mehrheitlich darauf fixiert sind, die Kreditausfallsrisiken der Kreditgeber zu kompensieren.
Meiner Meinung nach wird es den Vereinigten Staaten tatsächlich gelingen eine Rezession vorläufig aufzuschieben. Die marktnahen Bonitätsrisiken dürften sich jedoch von der Fed weiterhin wenig beeindruckt zeigen und keine Lockerung des überschuldungsbedingten Würgegriffs zulassen.
Es dürfte also – anders als nach 09/11 – nicht zum sonst üblichen liquiditätsgetriebenen Überschiessen der Konjunktur kommen. Viel wahrscheinlicher scheint mittelfristig eine weiter zunehmende Skepsis gegenüber der Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten, was selbst für den US-Finanzhaushalt steigende Refinanzierungskosten zur Folge haben dürfte.

Weiterhin kaum Aufwärtschancen
Ein Blick auf die Rohstoffmärkte zeigt, dass sich eine globale Wachstumsschwäche bei weitem noch nicht in den Köpfen der Marktteilnehmer etabliert hat. Kommt hinzu, dass die jüngsten Preisaufschläge - speziell in Soft-Commodities – meiner Meinung nach grösstenteils spekulativ getrieben sind. Speziell durch den erneut schwächlichen Dollar, konnten selbst zyklische Rohstoffe wie Basismetalle und Energieträger letzthin besser als erwartet abschneiden. Diese Mixtur lässt mich annehmen, dass allfällige Momentumjünger besser nicht zu lange mit Gewinnmitnahmen warten sollten. Ich rechne bis zum Frühling mit einer scharfen Korrektur dieser Bewertungsblase.
Leider fällt es – bezogen auf die Aktienleitindizes - auch für den dritten Monat des Jahres schwer Potenzial für nachhaltige Kurssteigerungen zu sehen. Nachdem der Greenback früher als erwartet die Seitwärtsbewegung nach unten hin verlassen hat, dürfte sich die Nachfrage in Relation zum Angebot im US-Dollar in Grenzen halten.
Da Rezessionsängste aus meiner Sicht weit weniger stark eingepreist sind, als Inflations- bzw. Zinssenkungserwartungen, gehe ich zudem weiterhin von einer Abnahme der Zinskurvensteigung aus.