Dienstag, 1. April 2008

Liquidation der US-Notenbank

Die Ereignisse der vergangenen Monate fanden im März scheinbar den vorläufigen Höhepunkt der Verwerfungen.
Mit hohem Eifer versuchen die Mitglieder der WorkingGroupblabla „Plunge Protection Teams“ steigende Risikoaversion und Illiquiditätserscheinungen durch plawirtschaftliche Instrumente wettzumachen. Völlig enthemmt wird eine Zwangsverstaatlichung maroder Junk-Unternehmen vorangetrieben. Die damit einhergehende Inflationierung des US-Dollars wird dabei nicht als negativen Nebeneffekt, sondern als willkommene Zusatzstütze gesehen.
Sämtliche Entscheidungsträger haben Angst vor einer unkontrollierten Auflösung der durch überhöhte Hebelwirkung künstlich aufgepumpten Kreditwirtschaft.
Es ist ausgeschlossen, dass die geldpolitischen Instrumente hinreichend den zahlungsunfähigen Schuldner erreichen. Vielmehr führt die Ausweitung des monetären Angebotes zu einer Zunahme der Geldhortung bzw. abnehmender Geldumlaufsgeschwindigkeit. Oder anders formuliert… das vom Fed bereitgestellte Geld wird parkiert, jedoch nicht an die kreditnehmenden Marktteilnehmer weiter gegeben.
[Graphik]

Geldpolitisches Gebastel



Inzwischen scheut sich die Notenbank auch nicht mehr vor offensichtlich verheerenden Neukreationen für das geldpolitische Waffenarsenal.
So verkauft das Fed seit kurzem in hohem Masse „hochwertige“ US-Staatsanleihen, um diese im Gegenzug durch minderwertige Schuldguthaben im Rahmen der Longterm Auction Facility innerhalb ihrer Bilanzaktiven auszutauschen.
Die Bonität des Feds nimmt dadurch drastisch ab. Demgegenüber weisen die von der Fed kreditnehmenden Banken erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten über negative eine negative Eigenkapitalversorgung der vorgeschriebenen Reserven aus.
Das Banksystem ist in Übersee nicht mehr in deLage die notwendigen Sicherheitsreserven aus eigener Tasche zu finanzieren. Bei näherer Betrachtung dieser Finanzierungsmechanismen wird zudem augenscheinlich, dass es sich dabei nicht um eine vorübergehende Schieflage im sonst üblichen Rahmen temporärer Offenmarktgeschäfte handelt. Vielmehr dürften diese Massnahmen längerfristig die aktivseitige Qualität der Notenbank-Bilanz reduzieren.
Im Endeffekt dürften diese geldpolitischen Aktionen falsche Anreize innerhalb des Finanzsystems bei gleichzeitig zunehmender Bonitätserosion des Feds führen.
Man kann zudem zum Schluss kommen, dass die Verstaatlichung schlechter Schuldguthaben, den Abschreibungsbedarf nicht beseitigt, sondern vom Fed getragen wird. Der Spielraum für weitere Ausweitungen der Geldmenge reduziert sich durch eine Verschlechterung der Aktivpostenbonität entsprechend, was den Weg für höchst gefährliche Deflationstendenzen ebne.

Land unter
Manch einer kann gar nicht anders, als die Bodenbildung zu sehen. Es scheint zudem schier dreist zu behaupten, dass die gemachten geld- und fiskalpolitischen Anreize ins Leere greifen.
Das Mass an eingepreistem Pessimismus ist jedoch bei weitem noch nicht soweit ausgereizt. Eine Bodenfindung nachhaltiger Natur scheint aus meiner Sicht dadurch nach wie vor in weiter Ferne.
Einmal mehr bleibt leider festzuhalten, dass Aktien und US-Dollar auch für den vierten Monat des Jahres deutlich mehr Risiken als Chancen aufweisen.
Die überfällige Wertkorrektur an den Rohstoffmärkten, könnte im weiteren manch einen dazu verleiten vermeintliche Schnäppchen zu jagen.
Wahrscheinlich wird die Abwärtsbewegung in den zyklisch sensitiven Rohstoffen auch im kommenden Monat ungebremst fortgesetzt werden. Es ist zudem weiterhin fraglich, ob Edelmetalle dem Sog der Spekulationsbereinigungen widerstehen können. Zumindest scheint im Gold aber wahrscheinlich, dass sich die zuletzt gesehenen Selloff-Erscheinungen nicht in gleichem Ausmasse wiederholen werden.