Freitag, 4. Januar 2008

Im Banne der Deflation

Das neue Jahr könnte nicht nur für die Finanzwelt weitere Vertrauensfragen bereit halten. Vielmehr könnte es auch für zyklische Titel sehr unangenehm werden.

Seit einigen Monaten ist das Vertrauen in wichtige Bereiche des Geldsystems gewaltigen Störfeuern ausgesetzt. Die Bonitätserosion erfasst langsam aber sicher auch die obersten Gefilde der Kredit-Geberkette. Entsprechend falsch positionierte Finanzkonstrukte sehen sich abseits eines liquiden Marktes.

Der Geldumlauf für Kreditpapiere schwacher Bonität ist massiv gehemmt. Eine klare Trennung zwischen Spreu und Weizen ist unmöglich. Selbst Werte mit Bluechip-Status wurden inzwischen heimgesucht und mutieren mit zunehmender Dauer der Kreditkrise selber zu Junk.

Die Risikoprämien lassen sich mangels ausreichender Zinselastizität nur schwer reduzieren. Notenbanken schöpfen Geld in einem bis anhin noch nie da gewesenen Ausmass. Trotzdem reichen die täglichen Offenmarktgeschäfte bis anhin bestenfalls um den StatusQuo zu wahren.

In den Vereinigten Staaten wächst die Geldmenge M3 inzwischen im Jahresvergleich mit rekordhohen 17% - als Folge der korrodierenden Geldumlauftempos.
Solche Phänomene verdeutlichen, dass enorme deflationäre Kräfte im Spiel sind, welche den realwirtschaftlich vorhandenen Aufwärtspreisdruck in Konsumgütern bei weitem übertreffen. Deflationär deshalb, weil das schwindende Vertrauen der Kreditmarktteilnehmer zu einer Blockierung des Geldflusses führt, was bei gleich bleibender Geldmenge die Preise sinken liesse.


Eingeschränkter Handlungsspielraum der Notenbanken


Die US-Notenbank hat nachwievor das Glück, dass sie mit ihren expansiven Offenmarktgeschäften relativ gezielt eingreifen kann, ohne die Konsum- und Produktionsgüterpreise direkt zu tangieren. Man hat den Eindruck, dass diese Rechnung tatsächlich ohne nennenswerte inflationäre Risiken aufgeht. Zumindest scheint dies so...

Zwei Faktoren schränken die US-Fed in ihrem Aktionsradius stark ein. Neben den globalen Inflationstendenzen ist dies vorallem die schwindende Qualität der Aktiven, welche in der Bilanz der passivseitig geschöpften Geldmenge gegenüber steht. Schon heute machen US-Staatsanleihen über 90% der Sicherheiten aus, welche das geschöpfte Geld decken sollen.

Aufgrund der anhaltenden Kreditkrise sehen sich kommerzielle und staatliche Kreditinstitute zunehmendem Druck ausgesetzt.

Meiner Meinung nach sind diese Unternehmen in Anbetracht steigender Zahlungsausfälle am Ende der Kreditnehmerkette zunehmend gefährdet ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht mehr gerecht werden zu können. Das Resultat sind steigende Bonitätsrisiken und im folgenden steigende Marktzinsen.

Man darf damit rechnen, dass ausländische Investoren durch die steigenden Ausfallsrisiken vermehrt nicht mehr bereit sind in gewohntem Ausmasse US-Staatsanleihen zu kaufen bzw. zu halten. Folglich kann die Fed zwar an der Leitzinsschraube fleissig nach unten drehen. Die Divergenz zwischen marktnahen und staatlich verordneten Zinsen wird in der Tendenz jedoch steigen.


Ausblick auf das kommende Jahr

Für das Aktienjahr 2008 rechne ich mit weiteren massiven Wertverlusten, durch schwindende Gewinnerwartungen auch bei zyklischen Titeln, welche von den Verwerfungen der Kreditkrise bis anhin in weiten Teilen verschont blieben.

Etwas unsicher scheint mir die mittelfristige Entwicklung an den Anleihemärkten. Zum einen besitzt die Fed noch Spielraum für weitere 50-100 Basispunkte nach unten - womöglich sogar noch mehr... Dies dürfte jedoch relativ spurlos an den Unternehmensanleihen vorübergehen.

Für mich bedeutet dies heuer steigende Kurse für Staatsanleihen, bei stagnierenden oder fallenden Kursen von Corporate Bonds.

Für den US-Dollar gehe ich auf Sicht eines Jahres von einer Fortsetzung der Abwärtstendenz aus, da die US-Institutionen in Relation zum Rest der Welt die mit Abstand marodesten Verhältnisse aufweisen.

Damit sei auch impliziert, dass der Goldpreis übers Jahr hinweg stark profitieren dürfte. Ganz im Gegensatz zu zyklisch sensitiven Rohstoffen, welche angesichts getrübter Aussichten der Weltwirtschaft kaum der sinkenden Nachfrage widerstehen können.