Dienstag, 15. Januar 2008

Kurzupdate

Es sieht ganz danach als, als wollen die Aktienmärkte die Zentralbanken zwingen aus Wortbekenntnissen Taten folgen zu lassen.

Daraus folgt, dass die heute anstehenden Wirtschafts- und Unternehmenszahlen nochmals zum Anlass für ein weiteres Testen der zuletzt gesehenen Tiefstände genommen werden.

Entsprechend heikel ist die aktuelle Shortposition in SMI und S&P500 derzeit.

In Anbetracht der zu erwartenden aggressiven Fed-Intervention werde ich im Verlaufe des Nachmittags die Shortposition im SMI / S&P500 vorübergehend schliessen - evtl. liegt eine kurzfristige Longpositionierung drinn.

Ein guter Zeitpunkt antizipiere ich zwischen 16:00-16:30.
Anders sähe die Situation aus, wenn die Fed bereits im Vorfeld der Eröffnung die Zinsen senken würde und man mit der Flatpositionierung zu spät käme. Dann müsste die Situation neu beurteilt werden... je nach initialer Reaktion der Märkte auf die ausserterminlichen Leitzinssenkungen...

Samstag, 12. Januar 2008

Einflussfaktoren reviewed...

mir ist aufgefallen, dass das Balkendiagramm mit den Einflussfaktoren schon seit gut 3 Monaten nicht mehr aktualisiert wurde.
Dies will ich nachholen und gleichzeitig auch anmerken, dass es nicht mehr kurz- sondern mittelfristige Einflussgrössen sind, welche zu überwachen sind.


Sentiment:
  • Finanzmärkte erwarten eine deutliche Zinssenkung noch VOR dem regulären FOMC Entscheid vom 31. Januar. Lippenbekenntnisse seitens Fed enttäuschen hingegen.
  • Ganz generall muss man festhalten, dass die Stimmung - auch im historischen Vergleich - an den Finanzmärkten derzeit ziemlich mies ist. Was - isoliert betrachtet - Grund für eine baldige mittelfristige Bodenfindung wäre. (Aber eben nur isoliert betrachtet)
Fed:
  • Eine ausserterminliche Zinssenkung ist in Anbetracht der prekären Situation an den Finanzmärkten praktisch sicher - zusätzlich zu einer Zinssenkung am regulären FOMC Meeting. Insgesamt ist bis und mit Ende Januar mit einer Reduktion der Leitzinsen von 75-100 Basispunkten zu rechnen.
Macro:
  • Niemand bezweifelt mehr, dass die Subprime-Krise negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben wird. Nachwievor geht der Grossteil der Anleger jedoch davon aus, dass es zu einer Wachstumsabschwächung und keiner Rezession kommen wird.
  • Man geht in weiten Teilen von einer Entkopplung der Globalen Wirtschaft von den USA aus. (illusorisch)
  • Inflation wird verstärkt zu einem Problem. Die Inflationserwartungen bleiben vorerst noch einigermassen gut verankert.
Corporate:
  • Gewinnwachstum war schon im 3. Quartal negativ. Eine Beschleunigung des Abwärtsmomentums im 4. Quartal ist zu erwarten. Insgesamt dürfte aber auch im letzten Quartal des vergangenen Jahres im Durchschnitt noch ein Gewinn erzielt worden sein.
  • Die Erwartungen des Marktes dürften in dieser Earnings-Season - auch auf dem derzeitigen Bewertungsniveaus - tendenziell zu hoch liegen.
  • Verhältnis zwischen Verschuldung und Eigenkapital wird zum allgemeinen Problem. (siehe Liquidität)
Technik:
  • Kurzfristig stark überverkauft. Extrem anfällig auf temporäre, starke Erholungen - auch scheinbar nebensächlichen Hoffungsmomenten.
  • Mittel- bis langfristig ist der Aufwärtstrend nachwievor intakt. Die meisten Leitindices korrigierten bis anhin zw. 10-20%, was bei weitem noch keine Baisse ausmacht. Eine Trendumkehr auch im langfristigen Kontext scheint jedoch in diesen Wochen ihre Bestätigung zu finden.
Liquidity:
  • Minsky-Moment liegt weit hinter uns. Die Kreditkrise entfaltet sich nun zunehmend in den oberen Reihen der Kredit-Geber/Nehmer-Kette. Ich erwarte bis und mit zweites Quartal '08 erste Zahlungsrückstände bei den grössten Schuldnern (Dimension von: MBIA, Fannie Mae, Bank Of America, etc) im privaten und staatsnahen Bereichen. Bailing-Outs im Privaten Sektor à la Bank Of America (Countrywide) dürften als Alternative (bzw. Hinauszögern) zum Konkurs Schule machen. Die Bonitätsrisiken verschieben sich entsprechend nach oben.
  • TED-Spread ist kleiner geworden, jedoch bei weitem noch nicht normalisiert.
  • Spreads zwischen Unternehmens- und Staats-Anleihen nehmen aufgrund steigender Kreditausfahlsrisiken hingegen ungebremst zu.
Devisen:
  • Das Momentum der Bonitätserosion (siehe Liquidität & Macro) der Vereinigten Staaten im Vergleich zum Rest der Welt lässt nachwievor vermuten, dass der Dollar handelsgewichtet neue Tiefststände erreichen dürfte.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Und wieder Alcoa..

Zum dritten Mal seit Eröffnung dieses Blogs kommt es zum Startschuss der Earning-Season.
Im Juli und September nahm das Momentum der Erwartungsenttäuschung jeweils zu.

Meine Meinung ist, dass die Märkte Zahlen von ca. 28-30 Cents pro Aktie antizipieren.

Sollte das Ergebnis in der Region von 25 Cents oder darunter zu liegen kommen, ist mit einer Beschleunigung des Abwärtstrends im S&P500 Index¨zu rechnen.

Dieser allfällige nachbörsliche Taucher der US-Futures könnte sehr schlimmes bzw. die Fed auf den Plan rufen.
Für mich würde dies für morgen eine temporäre Flat-Positionierung in den Aktienindices bedeuten.

Da eine allfällige Zinssenkung vor Eröffnung der US-Märkte morgen gesprochen würde, schliesse ich meine Shortposition im S&P500 heute Abend (im SMI morgen Mittag), in Antizipation einer Umkehr bis morgen Nachmittag.

Sollte es anders kommen als gedacht, würde ich voraussichtlich morgen Abend die Shortposition wieder etablieren.

/edit1: 21:50 In Anbetracht des aktuellen Intraday-Upmoves gehe ich davon aus, dass eine temporäre Flat-Positionierung auch im S&P500 kaum lohnenswert wäre - auch dann, wenn die Fed eine Zinssenkung durchführen sollte.

/edit2: 22:26 Zahlen waren über den Erwartungen. Insofern relativiert sich die Wahrscheinlichkeit einer Fed-Intervention erheblich - was vorläufig heisst, dass die Shortposition beibehalten wird. Sie wackelt jedoch.

Dienstag, 8. Januar 2008

Die Machart des Selloffs

Die Reaktion auf die Countrywide-Bankrott-Gerüchte zeigen, wie weit die Märkte von einer Einpreisung der anstehenden Entwicklung entfernt sind.
Konstante US-Anleihekurse trotz einbrechenden Aktienkursen deuten darauf hin, dass die Flucht in Qualität durch Bonitätsrisiken überkompensiert wird.

Erst wenn die Märkte den "Worst-Case" vorwegnehmen nachdem er eingetroffen ist, wird es wieder nachhaltig aufwärts gehen.

Geht man davon aus, dass Kreditgeber wie Fannie Mae und Freddie Mac durch ihre staatlich garantierte Risikofreiheit Schuldner mit weitaus schwächerer Bonität in ihren Portfolios halten können, als die vollprivate Countrywide, kann man mit ein wenig Zweckrealismus den Worstcase durchaus antizipieren.


Meiner Meinung nach werden noch einige grosse Kredit- und Finanzinstitute bankrott gehen. Es ist zudem kaum anzunehmen, dass die USA mehr als ein Plazebo-Bailing-Out finanzieren können.


Wieder zurück zum kurzfristigen Kontext...

Die Fed wird wohl bis zum Ende der Woche - Inflation hin oder her - die Leitzinsen ausserterminlich senken müssen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob angesichts dessen die Shortposition belassen werden sollte.

Freitag, 4. Januar 2008

Im Banne der Deflation

Das neue Jahr könnte nicht nur für die Finanzwelt weitere Vertrauensfragen bereit halten. Vielmehr könnte es auch für zyklische Titel sehr unangenehm werden.

Seit einigen Monaten ist das Vertrauen in wichtige Bereiche des Geldsystems gewaltigen Störfeuern ausgesetzt. Die Bonitätserosion erfasst langsam aber sicher auch die obersten Gefilde der Kredit-Geberkette. Entsprechend falsch positionierte Finanzkonstrukte sehen sich abseits eines liquiden Marktes.

Der Geldumlauf für Kreditpapiere schwacher Bonität ist massiv gehemmt. Eine klare Trennung zwischen Spreu und Weizen ist unmöglich. Selbst Werte mit Bluechip-Status wurden inzwischen heimgesucht und mutieren mit zunehmender Dauer der Kreditkrise selber zu Junk.

Die Risikoprämien lassen sich mangels ausreichender Zinselastizität nur schwer reduzieren. Notenbanken schöpfen Geld in einem bis anhin noch nie da gewesenen Ausmass. Trotzdem reichen die täglichen Offenmarktgeschäfte bis anhin bestenfalls um den StatusQuo zu wahren.

In den Vereinigten Staaten wächst die Geldmenge M3 inzwischen im Jahresvergleich mit rekordhohen 17% - als Folge der korrodierenden Geldumlauftempos.
Solche Phänomene verdeutlichen, dass enorme deflationäre Kräfte im Spiel sind, welche den realwirtschaftlich vorhandenen Aufwärtspreisdruck in Konsumgütern bei weitem übertreffen. Deflationär deshalb, weil das schwindende Vertrauen der Kreditmarktteilnehmer zu einer Blockierung des Geldflusses führt, was bei gleich bleibender Geldmenge die Preise sinken liesse.


Eingeschränkter Handlungsspielraum der Notenbanken


Die US-Notenbank hat nachwievor das Glück, dass sie mit ihren expansiven Offenmarktgeschäften relativ gezielt eingreifen kann, ohne die Konsum- und Produktionsgüterpreise direkt zu tangieren. Man hat den Eindruck, dass diese Rechnung tatsächlich ohne nennenswerte inflationäre Risiken aufgeht. Zumindest scheint dies so...

Zwei Faktoren schränken die US-Fed in ihrem Aktionsradius stark ein. Neben den globalen Inflationstendenzen ist dies vorallem die schwindende Qualität der Aktiven, welche in der Bilanz der passivseitig geschöpften Geldmenge gegenüber steht. Schon heute machen US-Staatsanleihen über 90% der Sicherheiten aus, welche das geschöpfte Geld decken sollen.

Aufgrund der anhaltenden Kreditkrise sehen sich kommerzielle und staatliche Kreditinstitute zunehmendem Druck ausgesetzt.

Meiner Meinung nach sind diese Unternehmen in Anbetracht steigender Zahlungsausfälle am Ende der Kreditnehmerkette zunehmend gefährdet ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht mehr gerecht werden zu können. Das Resultat sind steigende Bonitätsrisiken und im folgenden steigende Marktzinsen.

Man darf damit rechnen, dass ausländische Investoren durch die steigenden Ausfallsrisiken vermehrt nicht mehr bereit sind in gewohntem Ausmasse US-Staatsanleihen zu kaufen bzw. zu halten. Folglich kann die Fed zwar an der Leitzinsschraube fleissig nach unten drehen. Die Divergenz zwischen marktnahen und staatlich verordneten Zinsen wird in der Tendenz jedoch steigen.


Ausblick auf das kommende Jahr

Für das Aktienjahr 2008 rechne ich mit weiteren massiven Wertverlusten, durch schwindende Gewinnerwartungen auch bei zyklischen Titeln, welche von den Verwerfungen der Kreditkrise bis anhin in weiten Teilen verschont blieben.

Etwas unsicher scheint mir die mittelfristige Entwicklung an den Anleihemärkten. Zum einen besitzt die Fed noch Spielraum für weitere 50-100 Basispunkte nach unten - womöglich sogar noch mehr... Dies dürfte jedoch relativ spurlos an den Unternehmensanleihen vorübergehen.

Für mich bedeutet dies heuer steigende Kurse für Staatsanleihen, bei stagnierenden oder fallenden Kursen von Corporate Bonds.

Für den US-Dollar gehe ich auf Sicht eines Jahres von einer Fortsetzung der Abwärtstendenz aus, da die US-Institutionen in Relation zum Rest der Welt die mit Abstand marodesten Verhältnisse aufweisen.

Damit sei auch impliziert, dass der Goldpreis übers Jahr hinweg stark profitieren dürfte. Ganz im Gegensatz zu zyklisch sensitiven Rohstoffen, welche angesichts getrübter Aussichten der Weltwirtschaft kaum der sinkenden Nachfrage widerstehen können.

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Frohe Festtage

In letzter Zeit geniesse ich vermehrt meine Freizeit, was entsprechende Artikel-Knappheit zur Folge hat ;)
Wobei ich anmerken muss, dass ich wenigstens einen Einzeiler posten würde, falls sich an der Positionierung etwas ändern würde.

Bis und mit erste Januar-Woche rechne ich kaum mit einer Veränderung des mittelfristigen Gefüges, womit vergangene Aussagen nochmals unterstrichen sein sollen.

Ich melde mich nach Neujahr wieder mit einer Einschätzung für das kommende Jahr.

Bis dahin wünsche ich allen einen guten Rutsch in's 2008.

Dienstag, 18. Dezember 2007

EZB knausrig...

...ein doch eher bescheidenes Sümmchen wurde von der EZB heute präventiv ins Bankensystem geschleust, um allfällige Engpässe zum Jahreswechsel hin zu limitieren.

Meiner Meinung nach wäre eine Quadrillion Euro (10^24) im mindesten notwendig gewesen um das Getriebe einigermassen zu schmieren.


Die Zentralbanken müssen deutlich mehr tun, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.