Donnerstag, 9. August 2007

Algorithmic Trading

Den derzeitigen Kursverlauf kann man schon seit einigen Tagen nicht mehr im Kontext herkömmlicher Betrachtungsweisen einschätzen.

Schaut man sich den Verlauf der Kursmuster und Umsatzentwicklung innerhalb eines Tages an den US-Börsen an, kann man nicht viel anderes tun als die Grenzen des eigenen Denkens zu akzeptieren.

Menschliche Einschätzung/Ratio/Emotion ist nicht in der Lage einen Kursverlauf dieser Art zu generieren. (siehe Intraday-Chart der letzten 3 Tage)

Deshalb gehe ich davon aus, dass mit der zunehmenden Volatilität der letzten Tage der Anteil an Programm gestützten Trades extrem an Gewicht gewonnen hat.
Dies soll keine Kapitulation sein im Sinne einer Hinterfragung der Markteffizienz.


Aber es ist für mich an der Zeit den Anteil solcher automatisierten Tradingprogramme am Handelsvolumen der Finanzmärkte anzuerkennen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen für das eigene Handeln.

Es liegt auf der Hand, dass computergestützte Trading Programme keine mittelfristigen Trends bilden. Insofern wird menschliche Antizipation bei der Entscheidungsbildung bzgl. mittel- und langfristigen Trends immer die Möglichkeit haben einen Computer zu übertreffen. Schliesslich ist ein Computer nicht in der Lage festzustellen, dass Computergestütztes Trading ein Risiko seiner selbst ist.


Wie geht man mit dieser Situation um?

In einem ersten Schritt sollte man sich über die Zunahme der Volatilität und Unberechenbarkeit der Kurs-Swings nicht erschrecken.
In einem weiteren Schritt soll man nicht vergessen, dass Tradingprogramme lediglich in sehr kurzfristigen Zeitfenstern greifen. Übertreibungen können von solchen Systemen also nur in Zeiträumen von mehreren Stunden oder allerhöchstens wenigen Tagen aufrechterhalten werden.

Die US-Börsen haben im übrigen Systeme implementiert, die dem automatischen Auslösen von Folge(ver)käufen innerhalb einer extremen Kursbewegung entgegenwirken.

Daraus folgt, dass ein Crash durch diese Tradingprogramme nicht verursacht werden kann. Im Gegenteil... durch das Fehlen von menschlicher Angst sind kursgetriebene Panikverkäufe sehr unwahrscheinlich. Neuronale Netze oder Quantitative Ansätze neigen aufgrund ihrer Abhängigkeit von diversen gefühlsneutralen Parametern eher dazu antizyklisch zu agieren, wenn es durch Übertreibung im kurzfristigen Kontext eine zu grosse Differenz zu den "fairen" berechneten Marktbewertungen gibt.

Dies schliesst aber nicht aus, dass mit zunehmender Ereignissdichte und Entscheidungsanteil solcher Algorithmischen Tradingmaschinen, im kurzfristigen Verlaufsmuster enorme Amplituden auftreten, die kaum noch antizipierbar sind.


Fazit aus all dem?
Die fundamentalen Parameter bzgl. Wirtschaftsentwicklung verschlechtern sich mit zunehmendem Momentum. Seitens Unternehmen ist das Gewinnwachstum zwar noch am zunehmen, jedoch mit rückläufigem Momentum. Das Marktumfeld sieht sich weiterhin mit anhaltend schwachen Kreditmärkten konfrontiert.

Tradingalgorithmen, die auf diesen Parametern aufsetzen, werden nicht von sich aus eine mittelfristige Übertreibung verursachen, die länger als eine Woche vom menschlichen Handelsanteil getragen wird. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die derzeitige computergestützte Volatilitätsorgie demnächst einen Gegenmove in südliche Richtung auslösen wird.

Ich versuche die Shortposition beizubehalten, nicht zuletzt deshalb, weil es mir angesichts meiner nicht computergestützten Psyche schwer fällt zuzugeben, das ich mit meiner Annahme falsch liegen könnte.